[svgallery name=“seeds_wolpert“]
Name: David Wolpert
Titel der Arbeit: O du mein schön’ Utopia
Hochschule: FH Aachen
Jahr: 2010
Betreuender Professor: Prof. Ilka Helmig
E-Mail: dw@davidwolpert.com
Website:
www.davidwolpert.com /
www.deutscheundjapaner.com
Wer bist du und was machst du gerade?
Mein Name ist David Wolpert, 27 und ich habe seit 2010 mein Diplom in Kommunikationsdesign in der Tasche. Studiert habe ich an der FH Aachen und zuvor noch eine Ausbildung zum Mediengestalter gemacht. Ich habe mich nach dem Studium zum Sprung in die Selbstständigkeit entschlossen und arbeite momentan mit Kollegen zusammen in Mannheim.
Um was geht es in deiner Arbeit?
Was wäre, wenn Utopia existierte? Ein Staat, der eine perfekte Gesellschaft als Konsumparadies suggeriert. Man könnte sich Freuden des Konsumierens nach freiem Willen hingeben und Glückseligkeit erfahren. Aber was ist, wenn diese Utopie hinter der Fassade eine Dystopie ist und die Auswahl aus dem Füllhorn der Angebote das manipulierte Ergebnis einer Kontrollmaschinerie darstellt? Man blickt auf die Schweiz inmitten einer historisch etwas abweichenden Parallelwelt. Zufällig kommt jemand in den Besitz einer über ihn angelegten Akte. Es wird ihm schnell klar, dass sein bisheriges Leben letztlich vollständig fremdbestimmt war. Die fiktiven Dokumente zwingen zu Rückschlüssen auf Mechanismen innerhalb unserer realen Gesellschaft.
Was ist das Besondere an diesem Projekt?
Die Authentizität und der Detailreichtum – um einmal bei der Form zu bleiben. Mit verschiedenfarbigen Papieren, entsprechenden Ausgabegeräten (Endlosdruckern), Querverweisen, Rissen, Knicken, Heftklammern, abgestempelten Bereichen und der Vielzahl an Dokumenten wird der Anschein eines realen Dokuments erweckt. Es wird anhand vieler Grafiken und Datenschnippsel ein komplettes Leben mit all den eigentlich privaten und »geheimen« Bereichen vor dem Betrachter offengelegt.
Nur anhand bestimmter Details und durch kleine Fingerzeige wird einem aber die (tatsächliche) Fiktion bewusst gemacht.
Warum hast du dich gerade mit diesem Thema beschäftigt und was möchtest du mit deiner Arbeit erreichen?
Ziel meiner Arbeit war, es auf die angesprochenen gesellschaftlichen Phänomene der Überwachung und der Konsumauswüchse – sowie deren mögliche und tatsächliche perfide Symbiose – einen neuen, überraschenden und spannenden Blick zu werfen und sie ein Stück weit transparenter zu machen, ohne dabei in deutlicher Weise persönlich Stellung zu beziehen. Die Bewertung dieser Phänomene überlasse ich dem interessierten Betrachter. Er wird quasi auf eine kleine Reise genommen in ein »Was wäre, wenn …«-Szenario, welches vielleicht schon gar keines mehr ist …
Welchen Stellenwert hat aus deiner Sicht ein Designer? Welchen Bezug zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung siehst du dabei?
»Design ALLEINE kann die Welt nicht retten …« hat mir ein guter Kollege einmal gesagt. Ich sehe es genauso. Die Atomkraft verschwindet nicht, der Hunger wird nicht gestoppt und Kinder in der Dritten Welt werden weiterhin ausgebeutet. Doch hat man als Designer – natürlich je nach Grundhaltung – die Möglichkeit, Dinge zu beeinflussen und zu steuern. Wir sitzen an der wichtigen Schnittstelle zwischen Sender und Empfänger.
Wir transportieren Wissen, kommunizieren Zusammenhänge, betreiben Problemanalyse sowie Problemlösung und entsprechend sollte der Inhalt vor der Form die wichtigere Rolle spielen. Natürlich soll Design am Ende des Tages noch Spass machen, aber eine kräftige Prise Verantwortungsbewusstsein ist eigentlich nie verkehrt.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit / soziale Verantwortung in deinem Leben?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: die Wichtigste. Natürlich schaue auch ich, dass das Druckerpapier und die Papiertaschentücher ein FSC-Siegel tragen. Auch ist man bestrebt, immer sozial korrekt und entsprechend fair zu handeln. Aber man kann immer mehr tun. Und – Gott sei Dank – gibt es viele, Mitmenschen die in fast jeder Beziehung im Hinblick auf Zusammenleben und Nachhaltigkeit das richtige Vorbild bieten. Bestimmte und bewusst getroffene Entscheidungen helfen aber, dass man selbst seinen Beitrag leisten kann. Ich fahre kein Auto.
Wie geht’s weiter? Gibt es schon neue Projekte?
Das größte und spannendste Projekt ist im Moment die Selbstständigkeit. Seit Anfang diesen Jahres arbeite ich gemeinsam mit Ina Yamaguchi, Moritz Firchow und Julian Zimmermann als »DEUTSCHE & JAPANER« in Mannheim.
So fiktiv ist das ganze Szenario ja gar nicht mehr … ständig hagelt es Meldungen und Diskussionen rund um die Themen Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung. So könnte die Akte sicher auch den Bundesadler oder das google- oder facebook-Logo auf dem Titel tragen. Danke für das Interview.